Schlagwort: E-Commerce

  • Kostensenkung im E-Commerce: Selektive Stärkung statt Kahlschlag

    Laut unserer Erfahrung haben 80 % aller E-Commerce Unternehmen als Reaktion auf die E-Commerce Krise ihre Ausgaben gekürzt. Nur die Hälfte der Entscheider gehen davon aus, dass Kostensenkungen ihrem Unternehmen während der Rezession tatsächlich zugutekommen. Trotzdem kürzen die Konzerne weiter. Eine Kürzung der Ausgaben funktioniert kurzfristig in der Regel gut; schließlich möchte jede Führungskraft, dass ihre Firma überlebt (Übersicht zu Insolvenzen im E-Commerce).  

    Eine solche Strategie ist jedoch auf lange Sicht nicht klug. Die Krise sollte dazu führen, dass bestimmte Bereiche des Unternehmens selektiv gestärkt werden, während andere gekürzt werden. Zum Beispiel muss jedes E-Commerce Unternehmen weiter in Technologie investieren. Auch die Operations sollten die Online-Shops stärken, da diese häufig unterhalb des Branchenstandards agieren. Dadurch werden wichtige Kunden eher verprellt als angelockt. 

    Kosteneinsparung nutzen, um strategische Bereiche selektiv zu stärken

    Unternehmen sollten jede Restrukturierung mit der Frage beginnen, ob sie die Wertschöpfungskette so umstrukturieren könnten, dass es die aktuellen Marktbedingungen besser ausnutzt. Wenn das Unternehmen Geld verliert, weil es Produkte verkauft, die die Verbraucher nicht mehr ansprechen, kann es diese Produkte möglicherweise Stück für Stück aus dem Sortiment nehmen und dadurch den Deckungsbeitrag steigern. 

    Oder wenn das Unternehmen Probleme hat, weil es nicht effektiv mit Logistik oder Customer Care konkurrieren kann, kann es möglicherweise die Ausgaben reduzieren, indem es diese Einrichtungen schließt und diese fremdvergibt (Kostensenkung im E-Commerce durch Make-or-Buy Entscheidungen). Ansonsten sollten Unternehmen überlegen, wie sie unter zukünftigen wirtschaftlichen Umständen abschneiden würden. Wenn etwa die Zinssätze dramatisch steigen, könnte ein Unternehmen, das in den letzten zehn Jahren hohe Kredite aufgenommen hat, möglicherweise nicht mehr in der Lage sein, seine Schulden zurückzuzahlen. Hier sollte mit einem proaktiven Risikomanagement frühzeitig gegengesteuert werden.

    Insights aus einem E-Commerce Kostensenkungsprogramm

    Um die Gemeinkosten zu reduzieren, haben wir die Bereiche analysiert, in denen der Online-Shop Geld ausgibt, und Möglichkeiten gefunden, Geld zu sparen. Dazu haben wir die Größe des Personals in Verwaltung und Personalplanung reduziert und unnötige Stellen gestrichen. Wir haben auch überlegt, ob wir bestimmte Jobs auf Telearbeiter oder Vertragsdienstleister verlagern sollten, anstatt Vollzeitkräfte einzustellen. Weiterhin haben wir die Lieferketten- und Logistiksysteme überprüft, um zu sehen, welche Verbesserungen wir vornehmen könnten, um die Lieferzeiten zu verkürzen und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Ein Schlüsselkonzept hier ist ein stärker datengetriebener Forecast-Prozess, der die Forecast-Genauigkeit deutlich erhöht hat und unnötige Personalbereitstellung zu Peaks und Wochenend-Schichten um 25 % reduzieren konnte. Schließlich haben wir die Wirksamkeit der Marketingkampagnen untersucht und einen stärkeren Shift zu Online-Performance Kampagnen sichergestellt. Diese Änderungen führten zu erheblichen Reduzierungen der Betriebskosten.

    Intelligente Kostensenkung im E-Commerce

    Intelligente Kostensenkung bedeutet nicht zwangsläufig, das gesamte Ausmaß der Einsparungen zu reduzieren. Indem der Schwerpunkt jedoch weg von der Organisationsstruktur hin zu aktuellen und zukünftigen strategischen Zielen verlagert wird, ermöglicht es klügere Einsparungen. 

  • Amazon Today mit Ship-From-Store und wie sich diese zu Micro-Fulfillment entwickeln könnte 

    Amazons neuester Vorstoß besteht darin, dass Prime-Mitglieder Produkte aus den Geschäften einiger ihrer Lieblingsmarken in der Amazon-App und auf Amazon.com zu kaufen und sich ihre Einkäufe noch am selben Tag nach Hause liefern zu lassen – und das alles mit nur einem Mausklick. 

    Amazon Today Ship from Store Micro-Fulfillment-Center

    Prime-Mitglieder in 10 ausgewählten US-Ballungszentren besuchen einfach die Amazon-App oder Amazon.com, durchsuchen die kuratierte Auswahl von Einzelhandelsgeschäften in ihrer Umgebung und wählen Same-Day Delivery. Amazon sendet die Bestellung an das Geschäft, der Mitarbeiter des Retailers führt sie aus dem Bestand des Geschäfts aus und ein Amazon-Zustellpartner holt die Bestellung im Store ab und liefert sie noch am selben Tag an den Kunden aus.

    Next Level: Konsolidierung über Micro Fulfillment Center durch Amazon 

    Amazon hat sicher verstanden, dass der oben beschriebene Prozess ineffizient und kostspielig ist. Deswegen wird Amazon vielleicht schon bald die nächste Stufe zünden: Einzelhändler davon überzeugen, ihr bestverkauftes Inventar in Amazons automatisierten Micro Fulfillment Center (MFC) zu lagern. Erste Signale lassen vermuten, dass der Ausbau von Micro-Fulfillment das nächste große Ding bei Amazon sein kann (z.B. sucht Amazon Robotics explizit Spezialisten mit dem Profil „Amazon Robotics seeks a customer obsessed and innovative Senior Electrical Engineer to lead the designs for our next generation fulfillment solutions enabling ultra-fast delivery from small footprint sites“). 

    Anstatt einen Mitarbeiter in einem Ladengeschäft mit der Ausführung einer Bestellung zu beauftragen und auf einen Fahrer zu warten, könnte Amazon sein Netzwerk von automatisierten MFCs nutzen, um Produkte aus Dutzenden von Kategorien, darunter Waren des täglichen Bedarfs, Lebensmittel, Schönheitsprodukte, Haustiere, Spielzeug, Elektronik und Bekleidung, innerhalb von Minuten auszuführen.

    Amazon könnte die Einzelhandelsgeschäfte mit Micro Fulfillment Center verdrängen, weil es ein besseres Modell ist. Walmart versucht sich bereits dafür zu wappnen. Auch Target hat die Parole „Store to Hubs“ ausgerufen und prüft MFC. 

    Warum ist eine Micro-Fulfillment-Lösung allgemein für E-Commerce Entscheider relevant?

    Hinter den MFC stehen zwei langfristige Trends, die auch für andere E-Commerce-Geschäfte genutzt werden können:

    • MFC nutzen massiv Automatisierungslösungen für logistische Kernprozesse, insbesondere Pick & Pack. Viele E-Commerce Operations Verantwortliche unterschätzen noch das Potenzial dieser Technologie-Lösungen wie Autostore etc. – zuletzt hat Arvato Supply Chain Solutions ein ebensolches System implementiert, obwohl sie das wahrscheinlich jahrelang abmoderiert, haben, mit dem Hinweis auf eingeschwungene Prozesse mit menschlichen Mitarbeitern.  
    • Die große Richtungsentscheidung zwischen „Speed vs. Flexibilität“ auf der Last-Mile haben die KundenInnen klar entschieden: schnellere Lieferungen sind entscheidend. Quick Commerce, Gorilla & Co lassen grüßen! Auch jeder Online-Shop Betreiber sollte sich überlegen, wie er mit seinen Bordmitteln und Carriern eine „Express-Option“ für seine Kunden anbieten kann. 

    Was bedeutet eigentlich „Micro-Fulfillment“?

    Micro-Fulfillment bezieht sich hauptsächlich auf die Entwicklung kleinerer Fulfillment-Center, komprimiert auf kleinstem Raum mitten in der Stadt. Micro-Fulfillment umfasst die üblichen Funktionen wie Lagern, Sortieren, Kommissionierung (mit und ohne Behälter), Verpacken, Etikettieren und Vorbereitung zur Auslieferung von Online-Bestellungen. In den letzten Jahren hat es eine deutliche Verschiebung hin zum Einsatz automatisierter Systeme gegeben. Dazu gehört die Automatisierung der gesamten Prozesskette, einschließlich der Warehouse-Logistics und Supply Chain. Ziel sind blitzschnelle Lieferungen auf Basis einer vollautomatischen Lösung. 

    Der Begriff MFC wird oft synonym mit „letzte Meile“ verwendet. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der Schwerpunkt hier vor allem auf dem letzten Schritt der Lieferkette kurz vor Übergabe an den Last-Mile-Carrier liegt. 

    Abgrenzung zwischen Fulfillment und Microfulfillment

    Micro-Fulfillment (auch Micro-Fulfillment-Lösung genannt) wird oft mit Fulfillment verwechselt, da sich beide Begriffe auf Logistik und Lagerhaltung beziehen. Beim Micro Fulfillment Center werden jedoch keine großen Lagerkapazitäten benötigt. Vielmehr setzt Micro-Fulfillment aus Lagerräume, die wesentlich kleiner sind als in der Logistik. Sie sind in der Regel zwischen 50 und 1.000 Quadratmeter groß. Sie sind auch billiger als herkömmliche Lagerhäuser, weil sie nicht die gleichen Sicherheitsanforderungen erfüllen müssen wie große Lagerhäuser.

    Der Fokus: schnelle Auftragsabwicklung. Manuelle Prozesse sind zu minimieren. Mobile Roboter, Lagertechnik mit hohen Automatisierungsgrad kommen im gesamten Prozess zum Einsatz. 

    Was gehört zum Micro-Fulfillment?

    In erster Linie benötigt man geeignete Räumlichkeiten, die als Lager dienen oder Lagerfunktionen übernehmen. Die Bestände dieser Läger müssen dann in ein übergeordnetes System (ERP, WWS, OMS) integriert werden, um Online-Bestellungen entsprechend erfüllen zu können. Ebenso muss der Versand entsprechend organisiert sein, mit klassischen KEP-Dienstleistern oder lokalen Transportunternehmen/Kurierdienstleistern. Die Automatisierung bestimmter Prozessschritte und Abläufe muss auch anders gelöst werden als in einem klassischen großen Fulfillment-Center. Aus diesen unterschiedlichen Prozessherausforderungen lassen sich drei Typen an Microfullfilment ableiten:

    • Klassisches Fulfillment aus urbanen Raum heraus: ein typisches Lager mit herkömmlichen Funktionalitäten, allerdings in urbaner Umgebung und in deutlich kleinerer Ausführung (weit unter einer Fläche von 2000 m²).
    • Stationäres Fullfillment (Ship from store): Stationäre Ladengeschäfte eingebunden in das Fulfillment von etwa Online-Shops beziehungsweise -Marktplätzen, wo Bestellungen getätigt und zur kundennahen Erfüllung an die Läden weitergegeben werden (eben das eingangs vorgestellte Amazon Today Programm) 
    • Quick Commerce / Quick Fulfillment: Auch ultra-schnelle Lieferung genannt; wird vor allem bei Lebensmitteln sowie Medikamenten eingesetzt. Bei diesem Typ besitzen und kontrollieren die Anbieter die gesamte Prozess- und Lieferkette. Dazu können Immobilien, Software und eine Kurierflotte gehören, also von der Lagerhaltung und (Weiter-)Verarbeitung bis zur eigentlichen Lieferung eine ideale Lösung. 
  • Ungewissheit und Gewinnwarnungen im globalen Einzelhandel und E-Commerce

    Der weltweite Einzelhandels- und E-Commerce-Sektor sieht sich mit einer Reihe von Gegenwindfaktoren konfrontiert, von der durch die zunehmenden Handelsspannungen verursachten Unsicherheit bis hin zur Verlangsamung des Wachstums im E-Commerce. Erst geben große Einzelhändler Gewinnwarnungen heraus, die darauf hindeuten, dass die Lage schlimmer sein könnte als erwartet. Walmart zum Beispiel schockierte die Märkte mit der Ankündigung, dass seine Gewinne aufgrund von Faktoren wie Inflation und Wachstum des Online-Handels geringer ausfallen werden als erwartet. Dann wieder gibt es Ausblicke von Unternehmen wie „About You“, die den Abschwung nur als mittelfristiges Intermezzo interpretieren. Dies ist nur das jüngste Anzeichen dafür, dass der Einzelhandelssektor die Auswirkungen einer schwächelnden Wirtschaft zu spüren bekommt und die Prognose von hoher Unsicherheit geprägt ist.

    Während sich die Einzelhändler auf einen wirtschaftlichen Abschwung vorbereiten, sind die Beschäftigten im E-Commerce besorgt, dass Entlassungen bevorstehen könnten. Angesichts der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheit zögern viele Unternehmen, in neue Projekte zu investieren oder neue Mitarbeiter einzustellen.

    Uneinheitliches Bild macht Experten bei Prognosen zu schaffen

    Es ist noch zu früh, um zu sagen, wie schwerwiegend die Auswirkungen der Konjunkturabschwächung im Einzelhandel sein werden, aber es ist klar, dass Unternehmen und Verbraucher zunehmend besorgt über den Zustand der Wirtschaft sind. Angesichts der Gewinnwarnungen großer Einzelhändler und der Tatsache, dass Beschäftigte im E-Commerce mit Arbeitsplatzverlusten rechnen müssen, stehen dem globalen Einzelhandel einige schwierige Monate bevor.

    Juli 2022: Gewinnwarnung von Walmart – schwacher Ausblick von Zalando

    Im Juli 2022 senkte Walmart seine Gewinnprognosen für das zweite Quartal und das laufende Jahr aufgrund der Auswirkungen der Inflation auf die Kaufgewohnheiten der Kunden. Das Unternehmen führte Bedenken über einen möglichen wirtschaftlichen Abschwung an und warnte, dass Entlassungen im E-Commerce-Sektor bevorstehen könnten. Gerade der Mode-Bereich bei Walmart war laut Aussage von Walmarkt CEO Doug McMillon besonders unter Druck geraten.

    Zalando hatte im Juli seine Erwartungen für 2022 deutlich nach unten korrigiert und rechnete nur noch mit 10,5 Mrd Euro Umsatz für 2022 (statt zuvor 12 Mrd Euro). Die GMV-Erwartungen hat Zalando von 17 Mrd. Euro auf 15 Mrd. Euro reduziert.

    Direkter Konkurrent About You war dabei zeitgleich weniger pessimistisch: Das Unternehmen bekräftigte seinen Ausblick für 2022 und sprach von robustem Umsatzwachstum.

    August 2022: Bei Walmart war dann doch alles nur halb so schlimm?

    Die jüngste Ankündigung von Walmart, dass sein Umsatz im zweiten Quartal trotz der Angst vor einer inflationsbedingten Veränderungen im Verbraucherverhalten um 8,4 % gestiegen ist, ist eine gute Nachricht für den globalen Einzelhandelssektor.

    Zeichen für einen weiteren Abschwung im globalen Einzelhandel & E-Commerce

    Auch wenn die Prognose schwerfällt, sehen einige Branchenbeobachter Zeichen für eine Verschärfung des Abschwungs in der Handelsbranche:

    Der E-Commerce-Umsatz stagniert, nachdem er in den Jahren 2020 und 2021 stark angestiegen war. Und obwohl sich die Besucherzahlen im Einzelhandel von den Tiefstständen der Pandemie erholt haben, liegen sie immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie. Jahrelange Trends, darunter der Niedergang der Kaufhäuser wie Kaufhof / Karstadt, zeigen keine Anzeichen für eine Umkehr. Trotz der gesunden Verbrauchernachfrage könnten sich die Unternehmen auf einen wirtschaftlichen Abschwung einstellen.

    Im Zuge der Umstellung des Einzelhandels vom stationären auf den Online-Handel werden in den kommenden Monaten viele Arbeitsplätze wegfallen. Dazu gehören auch Entlassungen, die aufgrund der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheit drohen. Einige dieser Stellen können jedoch an anderer Stelle innerhalb des Unternehmens (eben dem E-Commerce) oder in anderen Bereichen wie Nachhaltigkeit, Technologie oder Logistik besetzt werden.

    Zeichen für eine weiterhin positive Wachstumsperspektive

    Aber man kann es auch alles wesentlich positiver sehen:

    Niemand hat damit gerechnet, dass der Online-Shopping-Boom der Pandemie ewig anhalten würde, aber die schnelle Rückkehr zum Normalzustand vor der Pandemie hat viele in der Branche überrascht. Was oft vergessen wird: Der Trend vor der Pandemie bei der E-Commerce jedes Jahr ein paar Prozentpunkte mehr der Verbraucherausgaben für sich beansprucht, war jahrelang sehr stabil und wird es auch wieder sein. Viele Einzelhändler sind auch in einer besseren Position, um aus diesem geordneten Übergang Kapital zu schlagen. 

    Der pandemische Schock in der Lieferkette löst sich langsam auf. Der lange logistische Albtraum der Modebranche könnte bald ein Ende haben. Die Schifffahrtskosten sinken zusammen mit den Treibstoffpreisen. Aber wenn sich der Trend fortsetzt, wäre das ein Wendepunkt für die Einzelhändler, die dann besser vorhersagen können, wann die Ware eintrifft und was es kostet, sie von den Fabriken in die Läden und Lagerhäuser zu bringen.

  • Was ist Operational Excellence im E-Commerce? 

    Was ist Operational Excellence (Opex) im E-Commerce? Diese Frage stellen sich heute viele Entscheidungsträger. Die Antwort ist jedoch nicht immer eindeutig.

    In diesem Blogbeitrag werden wir erörtern, was Operational Excellence im E-Commerce bedeutet. Wir werden auch auf die Grundsätze eingehen, die dem Konzept der operativen Exzellenz zugrunde liegen, und Dir einige Beispiele dafür geben, wie sie in der Praxis angewendet werden kann.

    Abschließend geben wir Dir einige Empfehlungen, wie Du in Deinem Unternehmen mit Operational Excellence beginnen kannst. Fangen wir also an!

    Was ist Operational Excellence (OpEx) und warum sollte Dich das interessieren?

    Operational Excellence ist wie Change Management ein Begriff, der oft verwendet, aber nur selten definiert wird. Im Allgemeinen lässt er sich als die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen, IT-Systemen und Organisationsstrukturen beschreiben, um die Effizienz und Effektivität zu steigern.

    Opex baut auf einer Unternehmensstrategie auf und bricht diese in Kompetenzen und Systeme für Kernprozesse-Exzellenz herunter.

    Operational Excellence ist eine Kernfähigkeit für ein leistungsfähiges Digital-Unternehmen

    Im sehr lesenswerten Leitfaden für Operational Excellence durch Lean Management steht:

    „Operational Excellence ist die Fähigkeit (Capability), die die Wertschöpfungskette kontinuierlich auf mehr Effizienz und Effektivität trimmt. Unternehmensphilosophien wie Lean Management und Methoden wie Six Sigma, Total-Quality-Management, Total Productive Maintenance, agile Methoden werden dafür kombiniert und mit digitalen Werkzeugen erweitert auf die Prozesse und konkrete Unternehmenssituation angewendet.“

    Beyond E-Commerce GmbH

    Operative Exzellenz ist ein ständiges Streben nach Perfektion in den Kernprozessen. Sie ist ein Zusammenspiel von Prozessen, IT-Systemen und Organisation und ist für Unternehmen unerlässlich, um langfristig erfolgreich zu sein. Bei der Umsetzung von Operational Excellence sollten sich die Entscheidungsträger auf das Ziel der kontinuierlichen Prozessverbesserung konzentrieren (z.B. Lean Logistics).

    Kernfrage und Zielsetzung Operational Excellence im E-Commerce
    Kernfrage der Operational Excellence (OPEX) im E-Commerce Unternehmen

    Es gibt eine Kombination von drei Prinzipien, die die Grundlage für operative Exzellenz bilden

    • Das erste Prinzip ist die Kundenorientierung & Kundenfokus. Das bedeutet, dass die Bedürfnisse des Kunden im Mittelpunkt des Unternehmens stehen sollten (z.B. Aufbau 360-Grad-Kundensicht: Zielsetzung ist es, alle Kontakte des Kunden mit dem Unternehmen aufzuzeichnen und so zu verarbeiten, dass eine Rundum-Sicht auf die Bedürfnisse des Kunden möglich ist. Dabei werden Daten aus verschiedenen Systemen verknüpft, um die 360 Grad Sicht auf den Kunden zu ermöglichen) 

    • Die kontinuierliche Verbesserung ist das zweite Prinzip: die Prozesse werden immer besser und effizienter (z.B. Einführung von 5S und anderer Verbesserungsmethoden aus dem Lean Management Werkzeugkasten, Conversion Rate Optimierung)

    • Das dritte Prinzip ist die Befähigung der Mitarbeiter. Das bedeutet, dass die Mitarbeiter die Befugnis und die Verantwortung erhalten sollten, Prozesse selbstständig zu verbessern und Kunden zufriedenzustellen (z.B. Customer Care Agents haben die Befugnis, den Kunden Rabatte oder Gutscheine anzubieten, um zu verhindern, dass die Kunden nach einem negativen Erlebnis nicht mehr wiederkaufen).

    Welche Vorteile bringt Operational Excellence im E-Commerce mit sich?

    Operative Exzellenz im E-Commerce hat viele Vorteile: verbesserte Effizienz, eine höhere Kundenzufriedenheit und geringere Kosten.

    Qualitätsverbesserung und höhere Produktivität

    Die Fähigkeit zu operativer Exzellenz hilft bei der Rationalisierung der Geschäftsprozesse. Wenn Prozesse optimiert und gestrafft werden, führt dies zu effizienteren Strukturen. Das bedeutet, dass das Unternehmen mehr Aufträge in der gleichen Zeit oder mit weniger Ressourcen bearbeiten kann (KPI: Erhöhung Durchsatz, Reduktion Durchlaufzeit in Logistik)

    Steigerung der Customer Satisfaction

    Das Hauptziel von Operational Excellence besteht darin, einen Mehrwert für den Geschäftsprozess zu schaffen, der dem Unternehmen hilft, seine Vision und Mission zu erreichen. OPEX stellt sicher, dass jeder Prozess im Unternehmen einen Mehrwert schafft und die Bedürfnisse der Kunden erfüllt.

    Wenn die Abläufe reibungslos und effizient sind, sind die Kunden zufriedener mit ihren Erfahrungen. Das kann zu treueren Kunden und sogar zu Weiterempfehlungen an Freunde und Familienmitglieder führen (KPI: Steigerung Net Promoter Score, Customer Lifetime Value CLV)

    Geringere Kosten: Vermeidung von Verschwendung

    Operational Excellence hilft, unnötige Schritte im Geschäftsprozess zu eliminieren, die die Gesamtproduktivität beeinträchtigen. Dazu gehört auch die Identifizierung und Beseitigung von Verschwendung. So können Organisationen erfolgreich sein und ihre Ziele nachhaltig erreichen. Und wenn der Kundenservice verbessert wird, können Unternehmen oft Geld sparen, indem sie die Zahl der Retouren oder Beschwerden reduzieren (KPI: Reduktion der Reklamations- und Stornoquote; Reduktion der Retourenquote)

    Das Management konzentriert sich auf Geschäftswachstum, nicht auf das Löschen von Bränden

    In einem Betrieb, der Operational Excellence erreicht hat, ist ein Eingreifen des Managements nur noch selten nötig (Organisational Excellence durch Coaching statt Mikromanagement). Die Mitarbeiter, die direkt im Value Stream arbeiten, werden nicht nur in der Lage sein, das Produkt zum Kunden zu bringen, sondern auch Probleme im Fluss zu erkennen, bevor sie auftreten, und sie mit Hilfe vorher festgelegter Lean Methoden selbst zu beheben.

    Wie kannst Du in Deinem E-Commerce-Geschäft Operationale Excellence erreichen? (Methoden & Tools)

    Es gibt viele Methoden, die eingesetzt werden können, um operative Exzellenz im E-Commerce zu erreichen. Einige dieser Methoden sind Prozessverbesserung, Datenanalyse, Mitarbeiterbefähigung und Kundenorientierung.

    Die Prozessverbesserung ist der Eckpfeiler der operativen Exzellenz. Dabei geht es darum, Verschwendung in Geschäftsprozessen zu erkennen und zu beseitigen, um sie effizienter zu machen. Die Datenanalyse kann helfen, Verbesserungsmöglichkeiten und Trends im Kundenverhalten zu erkennen. Die Befähigung der Mitarbeiter/innen ermöglicht ihnen, Prozesse eigenständig zu verbessern. Und die Kundenorientierung stellt sicher, dass alle Prozesse die Bedürfnisse der Kunden erfüllen.

    Der Weg zur operativen Exzellenz beginnt mit der Reduzierung von Verschwendung (und damit von Kosten). Das fängt an, wenn ein Kunde eine Bestellung aufgibt, und geht über die Lagerlogistik bis hin zur endgültigen Lieferung. Du musst Bereiche finden, in denen Du unnötige Ausgaben reduzieren oder ganz abschaffen kannst. Wenn Du Deine eigenen Produkte herstellst, kannst Du Waste reduzieren, indem Du die Kosten für Rohstoffe senkst, das Produktdesign verfeinerst oder die Produktverpackung überdenkst. 

    Aber für den Online-Handel ist der größte Liquiditätskiller: Dead Inventory. Dieser Bestand, der sich nur langsam umschlägt, treibt die Lagerhaltungskosten in die Höhe, ohne Dir Geld zu bringen. Außerdem bindet er Kapital, das besser für andere Initiativen genutzt werden könnte. 

    Um tote Bestände zu vermeiden (und diese Bestandsverschwendung zu reduzieren), musst Du die Nachfrage besser vorhersagen. Auf diese Weise kannst Du Deinen Bestand richtig auffüllen und musst Dir keine Sorgen über zu hohe Bestände machen, weil Du nur das bestellst, was sich auch tatsächlich verkauft (und so mehr Geld auf den Konten Deines Unternehmens bleibt). 

    Werkzeuge wie Lean Management, Six Sigma und Kanban können ebenfalls hilfreich sein, um betriebliche Spitzenleistungen zu erreichen.

    Lean Management ist eine Methode zur Verbesserung der Effizienz durch die Reduzierung von Verschwendung. Der perfekte Startpunkt für eine schnelle Anwendung von Lean Management ist die 5S Methode.

    Six Sigma ist eine Methode zur Verbesserung der Qualität durch die Beseitigung von Fehlern.

    Und Kanban ist ein System zur Steuerung von Arbeitsabläufen mithilfe von visuellen Karten oder Tafeln.

    Wie hat sich operative Exzellenz im Laufe der Jahre verändert und wohin wird sie sich in Zukunft entwickeln?

    Vor nicht allzu langer Zeit war der Begriff „Operational Excellence“ ein Synonym für die Fertigung. Schließlich waren es die Arbeiter am Fließband, die dafür verantwortlich waren, dass die Produkte den Qualitätsstandards entsprachen und pünktlich geliefert wurden.

    Mit der zunehmenden Vernetzung der Welt hat sich die Definition von Operational Excellence jedoch auf eine Vielzahl von Unternehmen und Branchen ausgeweitet. Heute geht es bei operativer Exzellenz um mehr als nur um die Herstellung; es geht darum, den Kunden an jedem Berührungspunkt ein hervorragendes Erlebnis zu bieten. Operative Exzellenz wird auch in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil jedes erfolgreichen Unternehmens sein.

    Operational Excellence als Fähigkeit eines Unternehmens, mit Unsicherheit und Veränderungen proaktiv umzugehen

    Operative Exzellenz ist jedoch nicht statisch – sie entwickelt sich ständig weiter, da Unternehmen danach streben, neue und bessere Wege im Wettbewerb zu finden.

    In der Vergangenheit ging es bei operativer Exzellenz zum Beispiel oft um Standardisierung und Rationalisierung (Kostenreduzierung) – um die Schaffung von wiederholbaren Prozessen, die so schnell und billig wie möglich durchgeführt werden können.

    Heute geht es bei betrieblicher Exzellenz aber auch um Flexibilität und Anpassung. In einer globalisierten Wirtschaft erwarten die Kunden zunehmend, dass die Unternehmen ihnen ein individuelles Erlebnis bieten, und das erfordert eine andere Art von betrieblicher Exzellenz.

  • Ocado: Händler betreibt Fulfillment für Händler

    Vor wenigen Tagen wurde ein ganz besonderer Deal zwischen der US-Supermarkt-Kette Kroger und dem UK-Online-Supermarkt Ocado bekannt, der erstaunlicherweise kaum Nachhall findet in der deutschen Szene. Dabei ist dieser Deal auch für DTC / E-Commerce allgemein richtungsweisend.

    Ocado Fulfillment Center

    Was ist passiert?

    Die größte US-Supermarkt-Kette Kroger (drittgrößter Einzelhändler überhaupt in den USA) hatte schon Mitte 2018 eine tiefgreifende Technologie- und Fulfillment-Partnerschaft mit Ocado verkündet. Jetzt wurden beeindruckende Details dazu veröffentlicht: Kroger wird in den nächsten drei Jahren ganze 20 Fulfillment-Center von Ocado in den USA errichten und betreiben lassen.

    Warum ist das spannend?

    1. Kroger hat die besondere Bedeutung von Lean Logistics als Erfolgsfaktor erkannt. Gerade im E-Food sind die Operations „der Make-it-or-Brake-it-Faktor“
    2. In Deutschland noch oft belächelt, hat Ocado mit seiner Smart Platform unter Beweis gestellt: ein Händler-getriebenes Prozess- und Technologiepaket als kaufbare Lösung am Markt birgt besondere Innovationspotentiale. Kroger hätte auch versuchen können mit externen Logistik- und Automatisierungsdienstleistern etwas aufzubauen, aber eben die extreme Praxisnähe und Betriebstauglichkeit überwiegt dann doch.
    3. Es ist eine Abkehr von dem bisherigen Ship-from-(Dark-)Store Konzept, bei dem Kroger die Online-Bestellungen in den Filialen selber gepickt hat und mittels Instacart und Shipt versendet hatte. Auch wenn es bereits Pläne gab, diese Services weiter auszubauen, bleibt es hier spannend, ob diese Services nun stärker depriorisiert werden.

    Und warum ist das für die deutsche E-Commerce Szene spannend?

    Nun, ganz einfach: Während REWE erstmal selber versucht ein „Ocado-like“ Fulfillment Center hochautomatisiert zu bauen und zu betreiben – stellt sich nicht nur für Jochen Krisch, sondern auch mich, die Frage:

  • Zalando setzt mit „Bezahl nur was Du behältst“ einen neuen Payment-Standard?

    Excitingcommerce hat frisch auf einen Bezahlservice von Zalando hingewiesen: „Bezahl nur noch, was Du behältst“. Diese Paymentmethode wurde bisher in Frankreich getestet.

    Bisher dachte man bei diesem Service eher an eine Art „Payment-Anschubhilfe in Ländern, die keinen Rechnungskauf kennen“. Aber ist das wirklich die richtige Perspektive? Ist „Pay Later“ nicht eigentlich…:

    Pay Later als die „viel bessere Kauf auf Rechnung nur ohne nervige Rechnung“?!

    Gerade für Vielbesteller, die Zalando & Co auch besonders im Auge haben, ist Kauf auf Rechnung eigentlich eine sehr unbequeme Zahlart. Erst bestelle ich sehr viele Klamotten, dann schicke ich davon sehr viele zurück, dann muss ich selber als Kunde (!) die Summen der zurückgeschickten Waren händisch auf einem Lieferschein von der Gesamtsumme abziehen und letztendlich darf ich nicht vergessen dann diesen Betrag fristgerecht zu überweisen, denn sonst flattern schnell Zahlungserinnerungen ins Postfach und man ärgert sich.

    Paylater Zalando

    Die Zalando-Methode „Try First, Pay Later“ zielt genau darauf ab, diesen komplizierten Zahlungsablauf zu vereinfachen. Im Rahmen der Check-out-Option „Try Now, Pay Later“ wird es für Kunden noch komfortabler, da der Betrag erst dann abgebucht wird, wenn der gesamte Bestellprozess abgeschlossen ist – inklusive Rücksendungen. MD Zalando Payments hat hier eine innovative Lösung geschaffen, die den Online-Einkauf revolutioniert und dabei die Gewohnheiten der Kunden berücksichtigt.

    Eine viel höhere Convenience ist da doch die Zahlart „Bezahl nur noch das, was Du behältst“ a la Zalando: Über die Träger-Zahlart Kreditkarte wird erst dann der jeweilige Betrag abgebucht, wenn alle Artikel verschickt und retourniert wurden und die Rechnerei automatisiert durch Zalando erfolgt ist, abgebucht wird ähnlich spät als wenn ich selbst überweise. Ergebnis: Eine viel höhere Bequemlichkeit und wenn das klappt, dann kaufe und kaufe und kaufe ich nur noch da. Endlich eliminiert mal ein Anbieter dieses nervige Payment! Nice!

    Für Erstkunden und „Online-Kauf-Einsteiger“ bleibt Rechnungskauf Zahlart der Wahl 

    Klar, für diese Kundengruppen geht es vor allem um Vertrauen. Bekomme ich auch wirklich die Ware so wie ich es will? Bekomme ich auch wirklich mein Geld zurück wenn ich was zurückschicke? Ich will keine ach so vertraulichen Kreditkartendaten „irgendeinem Online-Shop“ anvertrauen? Daher werden gerade Fashion Online-Shops nicht auf Rechnungskauf verzichten können, aber ich denke, Zalando hat mit Pay Later eine sehr gewichtige Chance auch und gerade im Rechnungskauf-Land Deutschland den Zahlarten-Mix gehörig durcheinander zu wirbeln!