Autor: Wolfram Latschar

  • USA beendet Zollfreigrenze: Globaler Online-Handel vor dem Umbruch

    Das Wichtigste zuerst

    Die USA hat ihre De-minimis-Regelung abgeschafft – Pakete unter 800 Dollar Warenwert sind nicht mehr zollfrei. Was fast 100 Jahre galt, endete am 29. August weltweit. Die Folge: Lieferstopps, stornierte Bestellungen und ein internationales Logistik-Chaos.

    Warum das wichtig ist

    Der globale E-Commerce steht vor einer Zeitenwende. Ausländische Postdienste sollen plötzlich als Zolleintreiber für die USA fungieren – eine Aufgabe, für die sie weder ausgerüstet noch vorbereitet sind. Millionen Kleinbestellungen werden teurer oder unmöglich.

    Die neuen Spielregeln

    Basis-Zollsatz: 10 Prozent auf alle Importe weltweit

    Länderspezifische Aufschläge:

    • China: zusätzlich 30 Prozent
    • Indien: zusätzlich 50 Prozent
    • Brasilien: zusätzlich 40 Prozent

    Übergangsregelung: Importeure können die ersten sechs Monate eine Pauschale zwischen 80 und 200 Dollar pro Paket zahlen.

    Sonderzölle: Stahl, Autoimporte und Kupfer werden mit 50 Prozent belastet. Ausnahmen gibt es für bestimmte Produkte wie GPUs (Grafikprozessoren für Computer).

    Was gerade passiert

    Lieferchaos ist Realität. Europa, Australien, Indien, Japan, Südkorea, Taiwan, Thailand, Neuseeland und Mexiko stoppten ihre US-Lieferungen. Der Grund: fehlende Richtlinien zur Umsetzung. Kunden erhalten Stornierungen und Rückerstattungen ihrer Bestellungen.

    Die Trump-Administration verlangt von ausländischen Postdiensten eine völlig neue Rolle. Sie sollen Importsteuern für die US-Regierung einsammeln – ein Novum im internationalen Handel.

    Der Blick nach vorn

    Das Ende der De-minimis-Ausnahme markiert einen Wendepunkt. Der grenzüberschreitende Handel mit Kleinwaren wird komplizierter und teurer. Postdienste weltweit müssen ihre Systeme umbauen oder US-Lieferungen dauerhaft einstellen.

    Für dich als Entscheider bedeutet das: Internationale Lieferketten überdenken, Kostenkalkulationen anpassen und alternative Versandwege prüfen. Der freie Warenfluss, wie wir ihn kannten, ist Geschichte.

  • TikTok übernimmt die Logistik deutscher Händler

    Das Wichtigste zuerst

    TikTok Shop startet in Deutschland einen eigenen Fulfillment-Service. Händler lagern ihre Ware bei TikTok – alles andere läuft automatisch.

    Warum das zählt

    Der chinesische Social-Commerce-Riese drängt mit Macht in den deutschen E-Commerce-Markt. Mit der Komplettlösung senkt TikTok die Einstiegshürden für Händler radikal.

    Die Details

    Der neue Service umfasst:

    • Lagerhaltung und Bestandsverwaltung
    • Verpackung und Versand
    • Retourenabwicklung
    • Komplette Auftragsabwicklung

    Die Arbeitsteilung: TikTok kooperiert mit dem deutschen Logistiker FIEGE. Händler liefern ihre Produkte ins FBT-Lager (Fulfilled by TikTok). Von dort übernehmen TikTok und FIEGE die gesamte Abwicklung.

    Der größere Zusammenhang

    TikTok kopiert das Amazon-FBA-Modell – mit einem entscheidenden Unterschied: Die Plattform verbindet Unterhaltung direkt mit Verkauf. Händler müssen nur noch Content produzieren und ihre Community pflegen. Die operative Last verschwindet.

    Was kommt als Nächstes

    Der Service startet zunächst in Deutschland. Bei Erfolg dürfte eine europaweite Expansion folgen. Für etablierte Marktplätze erhöht sich der Wettbewerbsdruck.

  • Temu erschließt Europa mit neuer Händler-Integration

    Die Kernbotschaft: Der chinesische Marktplatz Temu kooperiert mit dem Pariser Tool-Anbieter Shoppingfeed. Europäische Händler können jetzt ihre Verkäufe über Deutschland, Frankreich und Spanien automatisch synchronisieren.

    Warum das relevant ist

    Du stehst vor der Entscheidung, internationale Marktplätze zu nutzen? Diese Integration beseitigt ein zentrales Problem: das aufwendige Verwalten mehrerer Systeme für verschiedene Länder.

    Das Problem bisher:

    • Händler mussten für jeden Markt separate Systeme bedienen
    • Manuelle Synchronisation von Lagerbeständen und Preisen
    • Fehleranfällige Verwaltung verschiedener Plattformen

    Was die Integration leistet

    Automatisierung in Echtzeit: Produktkataloge, Lagerbestände und Bestellungen werden automatisch über alle drei Märkte abgeglichen. Das spart Zeit und reduziert Fehlerquellen.

    Zentrale Steuerung: Ein Dashboard für alle Märkte statt drei verschiedener Systeme. Shoppingfeed fungiert als Schaltzentrale für die Multichannel-Verwaltung.

    Temus Europa-Strategie nimmt Fahrt auf

    Beeindruckende Wachstumszahlen: Die EU-Verkäufe stiegen um über 60% im Jahresvergleich. Frankreich verdoppelte seinen Anteil nahezu.

    Local-to-local Fokus: Temu plant, dass 80% der europäischen Verkäufe von europäischen Lieferanten an europäische Kunden gehen. Das verkürzt Lieferzeiten und stärkt lokale Wirtschaftskreisläufe.

    Aggressive Markterschließung:

    • Verkäufer-Registrierung in sechs EU-Ländern geöffnet
    • Keine Grundgebühren oder Provisionen für lokale Händler
    • Kostenlose Werbung als Startbonus
  • eBay startet Budget-Versand aus Asien nach Europa

    Die Essenz: eBay führt einen günstigen Logistikservice ein, der Hong Kong mit sechs westlichen Märkten verbindet. Das Ziel: Verkäufern aus Asien den Zugang zu europäischen Kunden erleichtern.

    Die Fakten im Überblick

    • Service: SpeedPAK – ein verfolgbarer Versandservice für leichte Waren
    • Strecke: Hong Kong zu UK, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Kanada
    • Partner: Orange Connex entwickelt und betreibt den Service
    • Zielgruppe: Pakete unter 2 Kilogramm Gewicht
    • Lieferzeit: 10 bis 15 Werktage

    Was dahinter steckt

    eBay reagiert auf den Preisdruck im E-Commerce. Viele Verkäufer aus Asien haben günstige Produkte, aber hohe Versandkosten schrecken europäische Käufer ab.

    Der neue Service senkt diese Hürde. Fulfillment bedeutet hier: die komplette Abwicklung von Lagerung bis Zustellung. Je einfacher und günstiger dieser Prozess wird, desto mehr Händler können international verkaufen.

  • Prime Day 2025: Falsche Berichte, echte Rekorde

    Die Kernaussage: Amazon’s Prime Day 2025 war trotz anfänglicher Negativberichte ein Rekordevent – mit 24,1 Milliarden Dollar Umsatz in vier Tagen.

    Warum das für dich relevant ist

    Du planst E-Commerce-Strategien oder Marketingbudgets? Die Prime Day-Zahlen zeigen drei wichtige Trends für den Handel:

    • Mobile First wird Realität: 53% aller Käufe liefen über Smartphones
    • Sommerdeals konkurrieren mit Black Friday: Das Event übertraf zwei Black Fridays zusammen
    • Falschmeldungen bewegen Märkte: Ein Bloomberg-Bericht sorgte für unnötige Panik

    Die echten Zahlen im Detail

    Gesamtumsatz übertrifft Prognosen:

    • 24,1 Milliarden Dollar in vier Tagen (alle Händler, nicht nur Amazon)
    • 10% Wachstum am ersten Tag auf 7,9 Milliarden Dollar
    • Übertraf Adobe-Prognose von 23,8 Milliarden Dollar

    Was wirklich passierte

    Ein Datenanalyse-Unternehmen namens Momentum Commerce meldete einen 41%-Rückgang am ersten Tag. Bloomberg griff diese Zahl auf – ohne wichtigen Kontext. Das führte zu falschen Spekulationen über einen Prime Day-Flop.

    Die Realität: Amazon verlängerte das Event erstmals auf vier Tage. Konkurrenten wie Walmart (sechs Tage), Target und Best Buy starteten parallel eigene Aktionen. Das verteilte die Käufe anders als in Vorjahren.

    Bottom Line: Vertraue bei E-Commerce-Trends auf mehrere Datenquellen. Ein einzelner Bericht kann irreführen – besonders bei neuen Event-Formaten.

    Quelle: Amazon Blog

  • TikTok Shop vs. Amazon Prime Day: Schlacht um Rabatt-Kunden

    Warum das zählt: Der Kampf um Online-Shopping-Kunden wird härter. TikTok versucht erneut, Amazon bei seinem wichtigsten Verkaufsevent zu schlagen.

    Das passiert jetzt

    TikTok Shop startet seine „Deals for You Days“ vom 7. bis 19. Juli – direkt parallel zu Amazons Prime Day (8.-11. Juli). Das sind 13 Tage gegen Amazons vier Tage.

    Die wichtigsten Features:

    • Rabatte bis 50% bei allen Produktkategorien
    • Marken wie Fenty Beauty, Crocs und Philips dabei
    • Preisgarantie bei Live-Shopping-Streams
    • Extra-Cashback bei Venmo-Zahlung

    Was letztes Jahr schief lief

    2024 war TikToks erster Versuch ein Flop. Während andere Händler 3% Wachstum verzeichneten, sank TikTok Shop um 6% während Prime Day.

    Der Grund: Zu schwache Rabatte. TikTok bot nur 18% Nachlass im Schnitt, Amazon 22%.

    TikToks Trumpfkarte

    Trotz schwachem Start 2024 hat die Plattform Rückenwind: 120% Umsatzstieg in den ersten fünf Monaten 2025 in den USA. Über 70 Millionen Produkte in 750 Kategorien seit Start im September 2023.

    Bottom Line: TikTok testet, ob Social Commerce Prime Day schlagen kann. Die Zahlen zeigen Potenzial – aber die Konkurrenz schläft nicht.