Kategorie: Analysen

  • Groupon lehnt Kaufangebot von Google ab

    Nachdem Google zwischenzeitlich das Kaufangebot auf 5,3 Milliarden Dollar aufgestockt hatte, bahnt sich aktuell eine bemerkenswerte Wende in der Übernahme von Groupon durch Google an:

    Mashable meldet, dass Groupon das Milliarden-Dollar-Kaufangebot ablehnt und selbständig bleiben will!

    Quelle: flickr / smemon87
    Quelle: flickr / smemon87

    Das ebenfalls in Groupon-Dingen gut unterrichtete AllThingsD-Blog meldet, dass der Jahresumsatz von Groupon deutlich höher ausfallen wird, als bisher angenommen. Statt 500 Millionen Dollar, geht AllThingsD von bis zu 2 Milliarden Dollar für das Gesamtjahr aus. Sollten diese Zahlen stimmen, erscheint die Ablehnung des Google-Angebots in einem anderen Licht. Damit würde ein Börsengang – eventuell noch in 2011 – möglich sein. Auf dieses strategische Ziel zahlt auch die lancierte Plattform-Strategie von Groupon ein.


  • E-Food – Lieferdienste für Lebensmittel – Food-Delivery

    „Im E-Food Markt herrscht Goldgräberstimmung“, so LeShop-Manager Locher. Lieferdienste für Lebensmittel erhalten viel Beachtung. Die Komplikation liegt zum einen in der unzureichend ausgestalteten Lieferlogistik zum Endkunden („Letzte Meile“) und zum anderen in dem nicht profitabel durchführbaren Sammel- und Lieferprozess im letzten Lager / Ladengeschäft („Nadelöhr der Pickkräfte“).

    Lieferdienste, die sich weniger als Händler sondern mehr als Dienstleister der lokalen Lebensmitteleinzelhändler sehen, könnten eine Lösung sein.

    Ein Beispiel für diesen Ansatz ist Froodies. Froodies sieht sich als Partner der regionalen Händler. Froodies setzt auf einen dezentralen Ansatz und kooperiert mit lokalen Lebensmittelhändlern. Dabei kann Froodies technisch mit Cash&Carry-Märkten, lokalen Frischehändlern oder LEH-Ketten zusammenarbeiten. Besondere Aufmerksamkeit bekam Froodies durch die Kooperation mit Amazon. Froodies fokussiert sich auf die Bereitstellung der Technologie und Software, kann aber auch mit Froodies-Personal auf der Fläche des Händlers arbeiten und die bestellte Ware picken. Zukünftig fokussiert Froodies noch stärker auf den eigenständigen Lieferservice.

    Das von Jochen Krisch geführte Interview mit Froodies-Gründer Lutz Preußner ist für die allgemeine Einschätzung des E-Food-Markts extrem hilfreich und aufschlussreich (der Vimeo-Channel von Exciting Commerce ist übrigens auch bei anderen Themen ein absoluter Must-Watch).

    Bei der neuesten Gründung von Team Europe Ventures Lieferheld.de handelt es sich dagegen weniger um einen Lebensmittellieferdient denn um einen Bestellservice-Hub wie Grubhub.

    Lieferheld.de ermöglicht es seinen Besuchern, einfach und schnell Essen online zu bestellen. Über den Service getätigte Bestellungen werden dann an die Restaurants weitergeleitet und anschließend vom jeweiligen Lieferservice ausgeliefert. Der Dienst wird zum Start in Berlin und Hamburg verfügbar sein und in naher Zukunft weitere Städte Deutschlands erreichen. Bereits zum Start umfasst das Angebot von Lieferheld.de mehrere hundert Lieferdienste.

  • Polnischer (E-Commerce-) Markt wächst und wächst

    Das Wachstum der gesamten polnischen Wirtschaft hat auch im dritten Quartal diesen Jahres weiter an Fahrt aufgenommen. Das BIP legte in diesem Zeitraum um 4,2 % im Vergleich zum Vorjahr zu. Polen ist das einzige EU-Land das nicht in der Finanzkrise in eine Rezession geschlittert ist. Maßgebliche Säule und Stütze dieses Wirtschaftsbooms ist der solide und weiter wachsende private Konsum. Dies wird sich weiter verstärkend auf den eh schon boomenden polnischen E-Commerce Markt auswirken.

    Durch die Fußballeuropameisterschaft 2012 in Polen wird auch in den kommenden zwei Jahren viel Geld und öffentliche Investitionen in die Wirtschaft gepumpt. Daher könnte das Wirtschaftswachstum laut FTD in den kommenden Jahren auch auf über 4 % p.a. steigen.

  • Das Internet auf dem Weg, TV als Leitmedium abzulösen

    Online ist auf dem Weg, TV als Leitmedium abzulösen. Im Internet gewinnen neben Push-Marketing auch neue, konsumentengetriebene Kommunikationsformen an Bedeutung. Erfolgreiche Spieler nutzen diese online stattfindenden Gespräche und Interaktionen positiv für ihre Marke.

    Die Allensbacher Computer- und Technikanalyse (Acta) hat herausgefunden, dass mittlerweile 81 Prozent der Deutschen das Internet nutzen, davon 59 Prozent täglich. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC errechnet in seiner aktuellen Studie „German Entertainment and Media Outlook 2010 – 2014“, dass in 2010 erstmals mehr Umsatz mit Zugängen und Werbung im Internet generiert wird, als im TV-Kanal. Das Internet ist auf dem Weg zum Leitmedium, hat dieses Level erst bei jungen Menschen erreicht – in der Gesamtbevölkerung aber noch nicht.

    Der FAZ-Netzökonom Holger Schmidt fasst weitere Key-Facts zur Mediennutzung so zusammen:

    Die Aufteilung des auf 9 Stunden täglich gewachsenen Medienbudgets sieht das Fernsehen mit einem Anteil von 39 Prozent und das Radio mit 23 Prozent weiterhin an den ersten beiden Stellen, allerdings mit schrumpfendem Vorsprung vor dem Internet. Das Buch hat noch einen Anteil von 6 Prozent an der täglichen Medienzeit. Auf Computer- und Videospiele entfallen heute 5 Prozent, gefolgt von Zeitungen und Videos mit jeweils 4 Prozent und Zeitschriften mit nur noch 2 Prozent.  Die Perspektive für die Zeitschriften scheint besonders düster zu sein, denn 44 Prozent erwarten einen weiter fallenden Stellenwert der Zeitschrift im Media-Mix. Damit liegt die Zeitschrift am Ende der Skala, die klar vom Internet angeführt wird.

    Handlungsbedarf für die Unternehmen

    Das Internet und die sozialen Gespräche, die online stattfinden, eröffnen grundsätzliche Wege, Kunden und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Dies erfordert ein Umdenken in der Massenmarkt-orientierten Marketingfunktion hin zu einem 1:1-Relationship-Marketing. Durch das Zuhören und Engagieren in digitalen Medien können Unternehmen wertvolle Impulse für Marketing und Produktentwicklung bekommen.

  • Evidenzbasiertes Management im E-Commerce

    Die stationären Handelsketten, Fashion-Brands und Hersteller möchten eigene Online-Shops starten. Die Herausforderung für diese ist ein Geschäftsmodell zu entwickeln (= Strategie) sowie das optimale Betriebsmodell mit dem passenden Mix aus Make or Buy aufzusetzen (= Operating Model).

    Dienstleistergetriebener Buzz statt evidenzbasierte Handelsthemen

    Die E-Commerce Branche trieft nur so von subjektiven und eindeutig dienstleistergetriebenen Einschätzungen zu Managementmethoden und Erfolgsfaktoren. Das erschwert Händlern und Herstellern die Reduktion der Komplexität und die Sicht auf die wesentlichen Hebel für den Erfolg im E-Commerce. Jochen Krisch bringt es auf den Punkt:

    Wenn die Branche doch nur lernen würde, zwischen dienstleitergetriebenen Buzzthemen und zukunftsrelevanten Handelsthemen zu unterscheiden! (Quelle: Tweet by jkrisch).

    Evidenzbasiertes Managementhandeln

    Das Managementhandeln im E-Commerce muss sich ändern. Weg vom üblichen Gebrauch des zufälligen Benchmarking und weg von dem was man aufgrund von Dogmen (Versandhandel = Katalog) viel zu lange so getan hat. Hin zu einer Denkweise, die in Anlehnung an die evidenzbasierte Medizin fordert, dass die Entscheidungen des Managements nur auf Basis der bestmöglichen wissenschaftlichen Methoden und empirischen Befunden getroffen werden.

    Belege für die Notwendigkeit für mehr Evidenz:

    • Wo sind die harten Fakten dafür, dass Multi-Channel-Retailing (MCR) systematisch bessere Ergebnisse bringt als E-Commerce-Pure-Play – und umgekehrt?
    • Kongresse und Konferenzen eröffnen zu wenige unvoreingenommene Perspektiven, sondern propagieren vor allem Bewährtes (z.B. Versandhandelskongress).
    • Viele Unternehmen suchen beim Einstieg in E-Commerce die „silver bullet“ anstatt sich auf ein Experimentier-Vorgehen „learning by doing“ einzulassen.
    • Die einschlägigen Branchenzeitschriften und -magazine bauen zu stark auf redaktionelle Beiträge von Dienstleistern und einseitig motivierten Autoren.
    • Dienstleister sind weniger offen und ehrlich gegenüber Nachteilen, Gefahren und Nebeneffekten „ihrer Lösungen“ als sie es sein könnten. Für einen Hammer sieht alles wie ein Nagel aus: Dies führt dazu, dass die Dienstleister nur das sehen, was sie sehen wollen oder zu sehen erwarten. Bestes Beispiel ist der aktuelle Hype um iPhone und iPad Apps.
    • Viele Berater und Buchautoren sind fälschlicherweise davon überzeugt, dass es ausreicht, wenn ihren Empfehlungen lediglich ihre persönliche Erfahrung zu Grunde liegt – also eine Stichprobe aus einer Person und eine voreingommene Stichprobe noch dazu.
  • Shop Benchmark – Dorothee Schumacher

    Der Onlineshop der DOB-Marke Dorothee Schumacher hat bereits im September Premiere gefeiert. Der digitale Kleiderschrank präsentiert die Herbst/Winter Kollektion 2010, die neuesten Looks vom Runway sowie ausgewählte Specials. In diesem virtuellen Kleiderschrank wird der überwiegende Teil der verfügbaren Kollektion liebevoll präsentiert.

    Unsere Kundin soll sich überall wie eine Prinzessin fühlen – auch im Web

    In diesem Vogue-Interview sagt Dorothee Schumacher:

    Bei der Entwicklung unseres Online-Shops haben wir nicht auf strategische Erfolgsfaktoren gesetzt, sondern uns wie bei allem auf unsere Intuition verlassen. Haptik und dreidimensionale Elemente im Web lassen sich ja nur schwer abbilden, die Liebe zum Detail und Leidenschaft für schöne Dinge aber schon. Ausgangspunkt war für uns die Frage: Was wünschen wir uns persönlich von einem Online-Shop, wie muss er aussehen, damit wir uns dort wohl fühlen? Die Antwort: Unsere Kundin soll sich überall wie eine Prinzessin fühlen – auch im Web.

    Dieser etwas andere Auftritt hat bei den Art Direktoren in meinem Umfeld doch für die eine oder andere anerkennende Bemerkung gesorgt. Der Klick auf die Kategorieeinstiegsseiten führt allerdings zu einem gewissen Bruch in der Darstellung.

    Neben dem etwas anderen Online-Shop Konzept überrascht Dorothee Schumacher auch durch innovative Stationärkonzepte, z.B. den PopUp-Stores quer durch Deutschland. Bei Schumacher als Guerilla Couture bezeichnet (siehe Erfahrungsbericht aus Berlin). Auch mit einem (Kunden-) Club-Konzept kann Schumacher aufwarten. Die Member des Princess Clubs können an einem Early Bird Shopping teilnehmen und erhalten so die Möglichkeit exklusive Teile früher als andere kaufen zu können. Ebenfalls die etwas andere Art das Club-Konzept zu nutzen – und dabei nicht nur über den Preis zu argumentieren wie Brands4Friends & Co.