Kategorie: Analysen

  • Bedeutung des Chief Operating Officer (COO) für das Vorantreiben von digitalen Geschäftsmodellen

    Nicht zuletzt durch den Boom von E-Commerce Geschäftsmodellen allgemein und die spezifischen Herausforderungen bei der Umsetzung der digitalen Geschäftsprinzipien, wächst der Bedarf nach starken Führungskräften die das operative Geschäft effektiv steuern können (Chief Operating Officer COO).

    Auch zur Führung und Gestaltung digitaler Geschäftsmodelle greift diese Definition von Ernst & Young in ihrer Studie „Die DNA des Chief Operating Officer“:

    Unternehmen müssen heute flexibler sein, um schnell auf Anforderungen von außen reagieren zu können, gleichzeitig stehen Maßnahmen zur Kosteneindämmung und Effizienz stärker im Fokus. Während sich Unternehmen in den Industrieländern einen harten Wettbewerb um Marktanteile liefern, müssen sie in schnell wachsenden Schwellenländern expandieren und ihre Kapazitäten ausbauen. Angesichts dieser Herausforderungen bedarf es einer starken operativen Führung, um die strategischen Pläne voranzutreiben und umzusetzen. Dabei zeigt sich, dass der COO in vielen Unternehmen genau der Richtige für diese Aufgaben ist.

    Diese Studie identifiziert sechs übergeordnete Bereiche, in denen sich Führungskräfte für das operative Geschäft einbringen:

    1. Das Tagesgeschäft meistern durch Sicherstellung des operativen Managements
    2. Die Betriebsleistung steigern durch Verbesserung der operativen Prozesse
    3. Die strategischen Ziele liefern durch Schaffung von Strukturen, die das Herunterbrechen der Strategie ins operative Geschäft ermöglichen
    4. Die Mannschaft hinter der strategischen Vision und dem operativen Umsetzungsmodell vereinen
    5. Zentraler Veränderungsratgeber sein indem Transformationsprojekte geleitet werden
    6. Das Unternehmen zukunftsfähig machen durch die aktive Neugestaltung des Geschäftsmodells

    Alle diese Bereiche haben maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg digitaler Initiativen in Unternehmen. Meiner Erfahrung nach ist die frühzeitige Einbindung und Verantwortungsübertragung auf solche operativen Führungskräfte einer der Schlüssel für den Erfolg von digitalen Transformationsprojekten.

    Eine Studienzusammenfassung findet sich hier. Die vollständige Studie auf Englisch dort.

  • E-Commerce und Digitale Transformation verändern Einzelhandel und Konsumgüterbranche

    Die digitale Transformation der Branchen Konsumgüter und Einzelhandel (Retail) ist bereits ernst und wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Der Online-Anteil an den Gesamtumsätzen wird in vielen Bereichen bis 2020 auf 20 Prozent und teilweise deutlich mehr steigen. Weiteres Öl ins digitale Feuer werden Innovationen wir Direct to Consumer, Mobile / Connectivity, Social Commerce, Erschließung neuer Käuferschichten für E-Commerce (z.B. Frauen, Silversurfer) und das Wachstum neuer Geschäftsmodelle (z.B. Abo-, Live-Shopping-Modelle) gießen. Am Ende des Tages wird diese Transformation für viele Player im Markt enorme Wertzuwächse ermöglichen, z.B. Marktplätze wie Amazon oder Rakuten – während andere, sowohl auf der Händler- als auch auf der Hersteller-Seite, unter akuten Druck geraden ihr Geschäftsmodell anzupassen.

    Aktuell sehen wir im Markt, dass de facto alle Produktgruppen – auch niedrigpreisige und abwicklungstechnisch komplexe Güter – online verkauft werden, z.B. Electronics, Spielzeug, Mode, Möbel etc. Pure Player wie Amazon, Zappos & Zalando erobern mit automatisierten und aggressiven Marketing substanzielle Marktanteile. Gleichzeitig binden diese Player die gewonnenen Kunden mit überragenden Serviceangeboten und Garantien (z.B. Amazon Prime, 100 Tage-Rückgaberecht, Same-Day-Delivery etc.) und erreichen so Lock-In Effekte. In der stationären Handelswelt greift Showrooming um sich. Die Nachfrage nach Verkaufsflächen wird zurückgehen. Eine Studie der Credit Suisse kommt zu dem Schluss, dass innerhalb der nächsten 15 Jahre bis zu einem Drittel der heutigen Flächen vom Online-Handel bedroht ist. Viele klassische Retailer investieren in Multichannel-Operations und Delivery-Services um Marktanteile zu verteidigen (z.B. Walmart startet Same-Day-Delivery). Die Hersteller wiederum entwickeln Kooperationen mit Online-Marktplätzen wie Amazon (z.B. dm auf Amazon) oder launchen teilweise erfolgreich eigene digitale Initiativen, z.B. Nike Direct-To-Consumer.

  • Zalando Update – Internationalisierung auf Knopfdruck

    Nach der aktuellen Meldung von Zalando keine weiteren länderspezifischen Online-Shops aufzuschalten, lohnt eine Bestandsaufnahme zur Internationalisierung. Zalando ist mittlerweile in mehr als einem Dutzend Länder in Europa vertreten. Ziel ist es nun in jedem Land den Category Killer Anspruch durchzusetzen.

    Nach dem großen Erfolg in Deutschland werden seit 2009 auch europäische Nachbarländer beliefert. Gestartet wurde mit Österreich (2009), es folgten die Niederlande und Frankreich (beide 2010). 2011 kamen Italien, Großbritannien und die Schweiz hinzu. Seit 2012 ist Zalando auch in Schweden und Spanien online. Die internationale Expansion geht weiter in Länder wie Dänemark, Norwegen, Finnland und Polen. Eine beeindruckende Internationalisierung, die gerade in der deutschen E-Commerce Landschaft Best Practice ist. Passend dazu wurde Zalando auf dem Global E-Commerce Summit als bester Cross-Border Webshop mit Gold ausgezeichnet. Damit konnte sich Zalando, noch vor den Mitnominierten H&M, Asos und Amazon den ersten Platz sichern.

    Prof. Gerrit Heinemann von der FH Niedrrhein sieht diese „Internationalisierung auf Knopfdruck“ als wesentlichen Erfolgsfaktor für E-Commerce Unternehmen. In der Internet World Business vom 29.10.2012 appelliert Heinemann an den deutschen Online-Handel stärker im Ausland mit eigenen Online-Auftritten zu wachsen.

  • Warum der Einzelhandel gerade jetzt so spannend ist

    Der Einzelhandel wird durch die digitale Transformation aktuell zu einer spannenden Branche. Die Kombination aus Technologieschub und neuem Kundenverhalten verändert radikal das Kundenerlebnis im Handel.

    In diesem lesenswerten HBR-Artikel wird aufgezeigt, dass der Handel ca. alle 50 Jahre eine Transformation erlebt:

    1. Durch die Urbanisierung in der industriellen Revolution kam es zum Erfolg der Department Stores wie Kaufhof, Macy’s & Co in den Stadtzentren.
    2. Nach den Weltkriegen ermöglichte die individuelle Mobilität durch Autos den zweiten Boom des Einzelhandels „auf der grünen Wiese“ außerhalb der Städte. Davon profitierten maßgeblich die BigBox-Konzepte wie MediaMarkt, BestBuy und die Malls.
    3. Danach griffen erfolgreich die Category Killer (z.B. Baumärkte wie Home-Depot, Obi) und Discount-Formate (z.B. Aldi, Lidl) die etablierten Player an.

    Jeder dieser Geschäftsmodell-Innovationen eliminierte nicht vollständig die vorhergehenden, aber veränderte dauerhaft die Kundenerwartungen an modernen Einzelhandel. Die „alten Formate“ sahen sich immer gezwungen ihre Mechanismen an die neuen, dominierenden Formate anzupassen (siehe z.B. Discount-Trend im LEH).

    Die aktuelle Geschäftsmodell-Disruption ist die digitale Transformation

    Die Mechanismen dieser digitalen Geschäftsmodelle verändern dauerhaft die Spielregeln des Einzelhandels. Zukünftig wird es immer schwerer E-Commerce Umsätze von stationären Umsätzen zu trennen, diese verwischen immer mehr. Das Spannende ist nun, dass die Transformation nicht nur in Pure-Online Modellen stattfindet, sondern auch das „In-der-Filiale Kundenerlebnis“ verändert. Ein Blick in die USA oder auf die Erfolgsgeschichte der Apple Stores hilft dies zu erkennen.

    Digitale Transformation verstärkt dabei die Bedeutung des „human touch“ des Einzelhandels

    Das Spannende bei der Transformation des Einzelhandels ist dabei, dass die digitale Technologie den Wert der persönlichen Beratung und des Verkaufs nicht eliminiert, sondern ganz im Gegenteil noch verstärkt. Wenn es nur um Auswahl und Preise geht, haben in vielen Einzelhandelsbereichen die Stationärhändler keine Chance gegen den Online-Wettbewerb, siehe BestBuy vs. Amazon oder Görtz vs. Zalando. Diese Betonung der Stärken des Einzelhandels steckt dabei noch in den Ansätzen und macht die Zukunft des Einzelhandels so spannend.

  • Trend: Zalando und Fab.com holen Prozess- und Technologiekompetenz inhouse

    Am Beispiel des Insourcing des Technologielieferanten von fab.com lässt sich exemplarisch aufzeigen, wie E-Commerce Unternehmen in einem höheren Reifegrad die Kernkompetenzen in IT und Prozessen als strategisches Asset betrachten. Fab.com hat laut dieser Meldung seinen IT-Dienstleister aus Indien „True Sparrow Systems“ zu einer unbekannten Summe gekauft. Der Fab-CEO Jason Goldberg macht in seinem Statement deutlich, dass die IT-Technologie mehr als nur Supportfunktion für den Erfolg von fab.com war:

    „A large part of our success has been due to the technology team at True Sparrow. We wanted to make sure that as we make Fab into a long-term sustainable business, the technology team is a part of the company. Ours has been much more of a partnership and collaboration than outsourcing. Now, it is great to bring it together as one company.“

    Auch andere Beispiele von E-Commerce Unternehmen mit einem höheren Reifegrad (auf den Dimensionen Umsatz, Wachstum etc.) unterstreichen die Bedeutung von Fulfillment-Prozessen und IT nicht nur für die wirtschaftliche Skalierbarkeit der Geschäftsmodelle sondern auch und gerade für die Differenzierung im Kundenerlebnis. So wurde Anfang 2012 bekannt, dass Zalando eigene Logistikkapazitäten aufbaut und seine Wertschöpfungskette über Zalando-Serviceunternehmen für Dritte öffnet. Amazon ist hier bereits seit Jahren Vorreiter und belegt durch überragende Abwicklungsleistungen wie Amazon Prime die Sinnhaftigkeit der Maxime „Service ist das neue Marketing„.