Online-Marktplatz in der Möbelbranche am Beispiel Home24 und Mirakl

Home24 erweitert Sortiment um einen kuratierten Marktplatz

Der Online-Händler Home24 hat den Start seines kuratierten Marktplatzes in Deutschland bekannt gegeben – und er ist bereits geöffnet. home24 bietet über den Marktplatz mehr als 100.000 Produkte von rund 100 Dritthändlern zusätzlich an. Das Angebot reicht von Küchengeräten über Gartenwerkzeuge bis hin zu Heimtextilien. Das ist eine satte Erweiterung des Sortiments, da dies bisher ca. 150.000 Produkte umfasst. 

Bislang verkauft das Unternehmen sowohl eigene Markenprodukte als auch Produkte von Drittanbietern in seinem Online-Shop.

Home24 hatte bisher (zu) starken Fokus auf Artikel aus dem klassischen Möbelsegment. Somit macht auch aus dem Blickwinkel des Sortiments dieser Schritt Sinn. Die Customer Experience wird profitieren.

Bei seinem Operating Model folgt Home24 dem klassischen Marktplatz-/Dropshipping-Modell. Die Lieferanten übernehmen die Logistik inkl. Retourenmanagement. Dadurch kann Home24 sein Sortiment in kurzer Zeit erheblich erweitern, ohne in zusätzliche Lagerbestände investieren zu müssen. Im Gegenzug erhalten die teilnehmenden Händler über den Marktplatz einen Kundenzugang, der heute für einzelne Lieferanten mit einer Direct-to-Consumer Initiative kaum erreichbar ist. 

Home24 startet Marktplatz mit Mirakl als Software

Home24 setzt auf Mirkal als Marktplatzlösung 

Home24 setzte auf die Marktplatz-Software Mirakl. Mirakl gilt nach unserer Einschätzung immer noch als der Hidden Champion im deutschsprachigen Raum. Tradebyte ist der Platzhirsch, wenngleich nicht zuletzt aufgrund der Zalando-Akquisition, oft als reiner Fashion-Spezialist wahrgenommen. Laut Internetworld ging dem Go-Live eine zweimonatige Testphase voraus. 

Dies überrascht insofern, als die Möbelbranche mit einer besonderen Variantenkomplexität bei den Artikeln umgehen muss. Die Pflege und der Upload der Artikel stellt eine besondere Herausforderung dar. Außerdem ist die Anbieterlandschaft der kleinen Möbel-Lieferanten nicht stark digitalisiert. Vor diesem Hintergrund überrascht die recht kurze Testphase.

Made.com geht anderen Weg – und kauft kurzerhand Trouva als Marktplatzlösung

Laut Excitingcommerce geht Made.com einen ganz anderen Weg als Home24 und integriert den Marktplatz-Anbieter Trouva vollständig inhouse. Offenbar schätzt Made.com die Komplexität der Sortimente deutlich höher ein. Daher folgen sie dem traditionellen Paradigma und setzen auf eine „Custom-Built“ IT-Lösung. Hier spielt vielleicht mit rein, dass Made.com eher Möbelsortimente über den Marktplatz verkaufen will. Home24 setzt auf ein anderes Pferd: Sortimentsergänzung in Accessoires, Heimtextilien etc. Dies spiegelt sich ggf. auch in der Artikel-Variantenkomplexität wieder. 

Warum ist das für den Online-Handel allgemein interessant?

Die Marktplatz-Welt war bisher fest in „Fashion-Hand“. Bei vielen E-Commerce Entscheidern stand das Paradigma fest: Fashion ist ein reifer Markt – auf Anbieter und Lieferanten-Seite. Es gibt etablierte Marktplatzlösung wie Tradebyte – für beide Seiten. Lieferanten sind geübt im Einstellen von Produkten über diese Tools. Anbieter haben entsprechende Systeme seit Langem ausgerollt. 

Für viele Entscheider war ein Übertragen dieser Marktplatz-Logik auf komplexere, weniger digitalisierte Sortimente – noch dazu mit Standard-Softwarekomponenten und Marktplatzlösungen – unrealistisch. Home24 geht hier in Führung und zeigt, dass es auch anders geht: Standard-Software, nicht Tradebyte sondern Hidden Champion, ambitionierte Sortimentsziele, Operational Excellence, Startup-typische Implementierungs-Timeline. 

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