Zalando entlässt Hunderte Mitarbeitende – auch Führungskräfte sind betroffen

Gestern Abend schon lief die Gerüchteküche über, heute ist es offiziell: Zalando feuert bis zu 1.000 Mitarbeitende. Das wären bis zu 5 % der in Summe 17.000 Mitarbeitenden.

Zalando Stellenkürzungen

Meine Hypothesen dazu:

1. Die E-Commerce-Krise ist noch nicht vorbei. Die Kaufzurückhaltung und Nervosität von Energie- und Inflationskrise schlagen erst jetzt durch.

2. Diese Stellenstreichungen tun weh – anders als die bisher gemeldeten von Amazon oder aus der Tech-Branche allgemein. Viele trösteten sich damit, dass es um eine Korrektur einer Übertreibung in der Tech-Bubble ging. Jetzt geht es aber im Kern-Handelsgeschäft zur Sache, noch dazu bei einem Leuchtturm der E-Commerce Szene.

3. Gerade Zalando hat früh und konsequent auf das veränderte Käuferverhalten reagiert. Zalando ergriff z.B. schon Mitte 2022 Maßnahmen, während About You noch zuversichtlicher war. Zalando implementierte Mindestbestellwerte bzw. Lieferkosten unterhalb von Schwellwerten europaweit, als andere erst Konzepte entwickelten.

4. Diese Maßnahmen zeigten Wirkung. In den Q3 / 2022 Quartalszahlen war zu sehen: Das GMV / active customer konnte stabilisiert werden, sowohl auf Ebene 12 Monate als auch 3 Monate.

5. Und trotzdem muss Zalando jetzt diesen Schritt gehen. Sehen die Zahlen intern doch wesentlich schlechter aus? Ist der Ausblick düster? Oder ist es ein besonders radikaler Schnitt, um den Turnaround verlässlich abzusichern?

6. In jedem Falle werden die Auswirkungen gerade im Zalando HQ in Berlin deutlich spürbar sein. Denn die 1.000 Mitarbeitenden werden dort abgebaut – nicht im Lager, nicht im Customer Care und nicht im Fotostudio. Aber genau in diesen Bereichen arbeitet ein Großteil der 17.000 Mitarbeitenden. D.h. die 5% fühlen sich in Berlin wesentlich schmerzhafter an.

7. Daher bin ich mir sehr sicher, dass die Zalando Gründer diesen Schritt nicht wie andere Tech-CEOs opportunistisch gehen. Sie wollen nicht „die Gunst der Stunde für ein paar Entlassungen nutzen“. Nein, der Schock für die Zalando Family ist zu groß – und auch für die E-Commerce-Szene allgemein.

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