Schlagwort: E-Food

  • Kaufland bringt’s – und wie haben sie es gemacht?

    Kaufland hat in Deutschland ca. 650 Filialen. Seit Oktober 2016 können die Kunden in Berlin Lebensmittel online bestellen. Dabei sind die Kunden sehr anspruchsvoll und das stellt die Logistik vor große Herausforderungen. Wesentlich in der Auslieferung ist der erste Zustellversuch, der muss klappen. Dazu bietet der Lebensmittel-Versender idealerweise verbindliche Zeitfenster Lieferung an, mit attraktiven Timelots für den arbeitenden Kunden (insbesondere in den Abendstunden und Samstag). Zusätzlich sind die Kunden sehr preisbewusst und suchen sich bewusst solche Anbieter heraus mit keinen oder niedrigen Lieferkosten.

    Aus der Kundenbrille: Wie hat Kaufland den Lebensmittel-Versand gelöst?

    • Kunden können für die Lieferung ein Zeitfenster zwischen 7 und 22 Uhr von Montag bis Samstag wählen
    • Die Zeitfenster kosten eigentlich 2,75 EUR oder 4,75 EUR (je mehr abends und samstags, desto eher 4,75 EUR) – „eigentlich“ da die ersten drei Lieferungen kostenfrei sind, was auch danach für Bestellungen > 100 EUR gilt
    • Auch Kaufland verlängt den „Getränkeaufschlag“ ab der dritten Kiste, die an die Haustür getragen wird (je 1,50 EUR)
    • Mindestbestellwert liegt bei 40 EUR
    • Die Lieferungen an die (einzige) Abholstation sind kostenlos und bedürfen nur eines Mindestbestellwerts von 20 EUR

    Kaufland Online Lebensmittel Lieferservice

    Aus der Umsetzungs-Brille: Welche Systeme & Dienstleister kamen zum Einsatz?

    Bei der Umsetzung des Pilotmarktes hat Kaufland offensichtlich auf SAP EWM gesetzt (Extended Warehouse Management). Implementierungspartner war der SAP Partner logventus.

    Die Ware wird aus einem dedizierten E-Commerce Warenlager in Berlin heraus kommissioniert und auf die Transporter geladen. Damit umgeht Kaufland direkt vom Start die Rewe-Learnings, dass sich sonst Offline- und Online-Kunden gegenseitig die Produkte wegpicken. Auch die von Beratern viel zitierten Dark Store Lösungen a la Tesco sind Quatsch, da diese nur versuchen ihre sonst nicht mehr rentabel betreibbaren Riesenstores durch diese Alternativnutzungen zu retten. Für skalierbare Lebensmittelbelieferungen werden eigene Warehouses benötigt. Auch Kaufland wird sicherlich große Herausforderungen dabei gehabt haben, ihre auf B2B / Fillialbelieferungen ausgerichtete Logistik auf Einzelartikel-Picking umzustellen (Stichwort: Stamm- und Geodaten). Dazu findet sich leider nur sehr wenig in öffentlichen Quellen, daher dies nur mal als Spekulation meinerseits. Eine Besonderheit beim Kommmssionieren ist das Picken der Artikel in Papiertüten hinein.

    Kaufland liefert die Bestellungen mit eigenen Kühlfahrzeugen aus. Die Technik ist identisch zu der von REWE. Die Transporter werden dabei aktiv auf 10 Grad Celsius gekühlt.

    Die Abholstation wurde von dem Startup Emmasbox entwickelt. Die Station verfügt über 60 Abholfächer in drei Temperaturzonen für tiefgekühlte, gekühlte und normal termperierte Artikel (Maße: 9 Meter lang, 2,4m hoch und 1m tief).Die Kunden erhalten bei der Online-Bestellung einen Zahlencode, mit dem sich die Kammern öffnen lassen. Lesetipp ist hier der Praxistest vom Supermarktblog.

     

  • E-Food – Lieferdienste für Lebensmittel – Food-Delivery

    „Im E-Food Markt herrscht Goldgräberstimmung“, so LeShop-Manager Locher. Lieferdienste für Lebensmittel erhalten viel Beachtung. Die Komplikation liegt zum einen in der unzureichend ausgestalteten Lieferlogistik zum Endkunden („Letzte Meile“) und zum anderen in dem nicht profitabel durchführbaren Sammel- und Lieferprozess im letzten Lager / Ladengeschäft („Nadelöhr der Pickkräfte“).

    Lieferdienste, die sich weniger als Händler sondern mehr als Dienstleister der lokalen Lebensmitteleinzelhändler sehen, könnten eine Lösung sein.

    Ein Beispiel für diesen Ansatz ist Froodies. Froodies sieht sich als Partner der regionalen Händler. Froodies setzt auf einen dezentralen Ansatz und kooperiert mit lokalen Lebensmittelhändlern. Dabei kann Froodies technisch mit Cash&Carry-Märkten, lokalen Frischehändlern oder LEH-Ketten zusammenarbeiten. Besondere Aufmerksamkeit bekam Froodies durch die Kooperation mit Amazon. Froodies fokussiert sich auf die Bereitstellung der Technologie und Software, kann aber auch mit Froodies-Personal auf der Fläche des Händlers arbeiten und die bestellte Ware picken. Zukünftig fokussiert Froodies noch stärker auf den eigenständigen Lieferservice.

    Das von Jochen Krisch geführte Interview mit Froodies-Gründer Lutz Preußner ist für die allgemeine Einschätzung des E-Food-Markts extrem hilfreich und aufschlussreich (der Vimeo-Channel von Exciting Commerce ist übrigens auch bei anderen Themen ein absoluter Must-Watch).

    Bei der neuesten Gründung von Team Europe Ventures Lieferheld.de handelt es sich dagegen weniger um einen Lebensmittellieferdient denn um einen Bestellservice-Hub wie Grubhub.

    Lieferheld.de ermöglicht es seinen Besuchern, einfach und schnell Essen online zu bestellen. Über den Service getätigte Bestellungen werden dann an die Restaurants weitergeleitet und anschließend vom jeweiligen Lieferservice ausgeliefert. Der Dienst wird zum Start in Berlin und Hamburg verfügbar sein und in naher Zukunft weitere Städte Deutschlands erreichen. Bereits zum Start umfasst das Angebot von Lieferheld.de mehrere hundert Lieferdienste.

  • E-Food 2011 – OTTO steigt aus

    Heute steigt in Wiesbaden der 1. Deutsche E-Food Kongress mit der Headline: „e-Food 2011 – Amazon und Otto steigen ein – kommt jetzt der Durchbruch auch in Deutschland?“ Laut Horizont.Net ist das Otto-Management aber zu dem Schluss gekommen, dass sich E-Commerce mit Lebensmitteln in Deutschland nicht rechnet. Otto war laut diesem Bericht mit Rewe und Edeka in Sondierungsgesprächen für ein Joint-Venture in diesem Bereich.

    Vielleicht ist es vor dem Hintergrund der bisherigen Misserfolge mit Joint-Ventures von Otto gar nicht so übel, dass es nicht zu diesem Geschäft gekommen ist. Die Logistik-Tochter Hermes Fulfillment hat sich bisher auch eher auf den Non-Food-Bereich fokussiert; wahrscheinlich gab es dadurch auch zu viele Fragezeichen in der Umsetzung und den Logistikprozessen.

    Eine andere Perspektive auf das Thema „Food E-Commerce“ hat naturgemäß der LeShop-Macher Dominique Locher, der vor allem die Goldgräberstimmung im Markt sieht: