Schlagwort: Multichannel

  • Peek & Cloppenburg übt Check & Reserve

    Peek & Cloppenburg (West) startete am 8. November 2011 seinen renovierten Online-Auftritt. P&C bezeichnet das Konzept als „Online Schaufenster für Fashion“. Der Name ist Programm. Die Webseite ist wie ein klassischer Online-Shop aufgebaut. In den Kategorien wie Damen, Herren, Kinder wird das Sortiment bis auf eine Produktdetailansicht in seiner Breite dargestellt.

    Nur Bestellen kann man nicht. Stattdessen gibt es die Möglichkeit die Verfügbarkeit des Artikels in der nächstgelegenen Filiale zu überprüfen. Eine direkte Möglichkeit sich die Ware in der betreffenden Filiale reservieren zu lassen, fehlt leider. Dabei ist dieser Check & Reserve genannte Service für viele stationäre Händler ein Wachstumsthema. Diese Zahlen von Argos aus dem Jahr 2009 zeigen die Dynamik hinter diesem Feature.

    Ein entscheidender Vorteil, den Peek & Cloppenburg mit dem Check & Reserve Service bieten könnte, ist die Verknüpfung von Online und stationärem Handel. Insbesondere durch die Möglichkeit, Modemarken direkt im Store zu reservieren und anschließend in der Filiale abzuholen, würde P&C eine Lösung anbieten, die Kunden anzieht. Für viele Verbraucher ist der sofortige Zugang zu Produkten ein wesentlicher Kaufanreiz. Die Integration solcher Angebote, beispielsweise auch in der Newsletter-Anmeldung, könnte der Unternehmensgruppe langfristig mehr Kundenbindung und steigende Verkaufszahlen bringen. Der Service „Reserved Peek und Cloppenburg“ würde P&C einen klaren Wettbewerbsvorteil verschaffen.

    Die von P&C geprüften Warenbestände werden laut Hinweistext auf der Seite aber nur einmal pro Tag auf den neuesten Stand gebracht. Passend hierzu dieses Statement in der Textilwirtschaft, in dem der Generalbevollmächtige von P&C Adrian Kiehn unterstreicht, dass man erst einmal Erfahrungen im Online-Kanal sammeln möchte. Esprit verfügt anscheinend über genauere Bestandsinformationen, da hier zumindest unterschieden wird zwischen „verfügbar“ und „geringer Bestand“. Ein Reservierungsmöglichkeit fehlt leider auch hier.

    Apple zeigt welche Reserven bei Check & Reserve noch liegen. In den USA ermöglicht Apple seinen Kunden online bestellte Ware nach 1 Stunde in den Apple Stores abzuholen. Noch schneller geht’s mit der Apple Shopping App: Hier garantiert Apple die Abholung der Ware in nur 12 Minuten nach der erfolgreichen In-App-Bestellung.

    Check & Reserve kann somit eines der (noch möglichen) Alleinstellungsmerkmale des Stationärhandels im Online-Business sein. Wenn ich als Kunde das Produkt jetzt sofort haben will, dann wäre dies eine Problemlösung, die der Filialhandel anbieten könnte.

    Auf den Go-Live von P&C aufmerksam wurde ich übrigens durch einen Tweet von Stefan Schmidt, seines Zeichens Director Product Strategy bei Hybris – Danke dafür!

  • Wer zu spät kommt, den bestraft Amazon: Best Buy schließt alle Filialen in UK

    Best Buy schließt in UK alle 11 Megastores. Die UK Filialen des US-Unterhaltungselektronik-Riesen haben viel Geld verbrannt. Im Fiskaljahr 2011 steigerten sich die Verluste auf 46.7 Millionen Pfund, von 28.8 Millionen im Jahr zuvor. Das Schließen der 11 Megastores wird weitere 65-75 Millionen Pfund kosten.

    Die von UK ausgehende Europa-Offensive von Best Buy scheint damit ein jähes Ende gefunden zu haben. Best Buy plante ursprünglich mit mehr als 100 Filialen in Europa. Zu dieser jüngsten Entwicklung passt der Stopp der Expansionspläne Richtung China und Türkei, der bereits Anfang diesen Jahres veröffentlicht wurde. Ob der Online-Shop des Multichannel-Händlers in UK unter bestbuy.co.uk ebenfalls geschlossen wird, ist noch nicht bestätigt worden (Quellen: Reuters, Best Buy News, EConsultancy).  

        

    Diese Nachricht belegt die Krise, die Unterhaltungselektronikhändler weltweit durchlaufen. Diese spüren am eigenen Leib den Wettbewerbsdruck von Amazon und anderen Internethändlern. Der folgende Kommentar eines Nutzers in einem englischen Blog zum Rückzug von Best Buy in UK illustriert das Dilemma:

    Best Buy is really a joke. They have terrible prices (although they say they will match any price, they won’t match their biggest competitor, Amazon), the staff literally stand around talking amongst themselves while you wait to be helped, and if you do get someone to help you they usually know less about what your asking than you do. I only use Best Buy to try stuff before I go buy it on Amazon. (Quelle: Kommentar von Warlock)  

    Das einseitige Setzen der Unterhaltungselektronik-Händler auf das Preis-Thema ist ein Fehler. Wie Jochen Krisch richtig feststellt, gehören Auswahl und Preisführerschaft nicht mehr zu deren Wettbewerbsvorteilen. Der Stationärhandel insbesondere im Elektronikgeschäft hat dabei durchaus USPs  mit denen er sich von Online Pure-Plays absetzen kann:

    • Liefer- und Anschlussservice
    • TV-Einstellservice und Wandmontage
    • Vor-Ort-Reperaturservice
    • Abholservice bei Reklamationen / Garantiefällen
    • Ware sofort verfügbar im nächstgelegenen Store und dadurch direkte Kaufmöglichkeit (Online Reservieren, stationär abholen)

    Eben an diesen Punkten versucht sich aktuell der Saturn-Onlineshop. Saturn.de macht den Kunden den Same Day Pickup besonders schmackhaft. Mit dieser Funktion können Kunden die Produkte direkt nach dem Online-Kauf noch am selben Tag im nächstgelegenen Markt abholen. Es bleibt abzuwarten, ob die Kunden dies zu schätzen wissen.

    Alle anderen Einzelhändler sollten sich einer Frage stellen: Bleibt der Wettbewerbs- und Transformationsdruck von Internet Pure Playern auf die Unterhaltungselektronikbranche beschränkt oder breitet er sich weiter aus?